„Anspannung und doch keine Verspannung“

Das Reiten erfordert ein hohes Maß an Anspannung vieler Muskelpartien im gesamten Körper. Es ist Sport auf höchstem Niveau! Reiten bedarf Koordination, Ausdauer, Empathie, Kraft, Balance und Interaktion. Kein anderer Sport vereint so vieles zugleich wie das Reiten. Zugleich wird der gesamte Körper trainiert. Auch im Schritt werden Körper und Geist trainiert.

Viele Nicht-Reiter meinen, dass Reiten doch nur ein bloßes „Sich-Tragen-Lassen“ ist. Tja, das mag zwar oft so aussehen, wenn Pferd und Reiter ein harmonisches Team sind, doch es ist echter Sport. Auch ein gemütlicher Ausritt erfordert eine gewisse Grundanspannung aller Muskelpartien, damit man nicht wie ein Sandsack am Pferd sitzt und womöglich runter brutzelt. Reiten erfordert meiner Meinung also ein gewisses Maß an Anspannung. Diese Anspannung muss gekonnt umgesetzt werden, dass daraus keine Verspannung resultiert.

Laufend möchte ich euch mit hilfreichen Reitertipps versorgen, die euch auch zu verstehen geben, warum dies und jenes so ist, wie es ist. Doch eines muss gesagt sein: Reiten ist nicht einfach, selbst ein Profi lernt nie aus! Heute befassen wir uns mit dem Schritt.

Die dreidimensionale Bewegung des SchrittsSchritt von hinten

Die Drei-Dimensionale Bewegung des Schritts kommt besonders auch in therapeutischer Hinsicht zum Einsatz. Drei-Dimensional deswegen, da es sich um eine Auf-Ab, Rechts-Links und Vor-Zurück Bewegung handelt. Diese Bewegung kräftigt die Muskulatur. Menschen mit Beeinträchtigung des Bewegungsapparats können mit Hilfe der Hippotherapie großartige Ergebnisse erzielen.

Doch haben wir Reiter schon mal genau hineingespürt? Was spüren wir wenn wir Schritt reitend auf unserem Pferd sitzen? Können wir diese Drei-Dimensionale Bewegung auch fühlen? Am besten setzt ihr euch mit geschlossenen Augen ohne Sattel, bzw. sonst ohne Steigbügel auf euer Pferd, lasst euch führen oder vertraut einfach eurem Vierbeiner. Versucht im ersten Schritt die Auf-Ab Bewegung wahrzunehmen, wenn ihr sie fühlt geht einen Schritt weiter und kombiniert diese Bewegung mit der Rechts-Link Bewegung. Schlussendlich ergänzt diese mit der Vor-Zurück Bewegung. Versucht diese drei Bewegungsmuster gekonnt mit eurem Becken mitzugehen (werdet dabei aber nicht aktiv, sondern lasst euch nur passiv tragen).

Vorwärts schieben?

Vergleichbar ist die Bewegung des Schritts wie wenn ihr am Fahrrad rückwärts treten würdet – oder? Viele Reitlehrer lehren !LEIDER!, dass man sein Pferd im Schritt mit dem Becken nach vorwärts schieben soll. So meinen sie, dass das Pferd flotter vorwärts geht. Meines Erachtens ist diese Herangehensweise völliger Schwachsinn, da man so das Pferd aus dem Gleichgewicht und Takt bringt, weil man in die gegensätzliche Richtung schiebt. Ist doch verständlich, oder? Kann schon sein, dass Pferde dann schneller werden, aber nicht, weil das förderliches Treiben ist, sondern weil die Pferde einen Stress mit dieser Ausübung verspüren.

Richtiges treiben im Schritt

Wenn man so den Reitern zusieht wie sie mit aller Kraft und Mühe versuchen vergebens ihre Pferde mit schwankenden Schenkeln vorwärts zu treiben, frage ich mich oft, wo hier die Logik des Bemühens liegt. Oft wird wie dumm vorwärts getrieben doch es wird keine Besserung vermerkt. Schon mal überlegt, ob ihr euer Pferd auch taktmäßig richtig vorwärts treibt? Hmmm .. .was meine ich nun damit? Dazu mal „Back tot he Roots“.

Beim Schritt handelt es sich um die langsamste Gangart eines Pferdes im Viertakt. Es ist eine vorwärts schreitende Bewegung, die ohne Schwebephase erfolgt. Das heißt zum Verstehen, dass euer Pferd dabei immer zwei, aber höchsten drei Beine gleichzeitig auf dem Boden hat. Ist euer Pferd im Gleichgewicht, so fängt es dem Schritt in der Regel mit einem Hinterbein an. So fußt es zuerst mit dem rechten Hinterbein ab, dann folgt das rechte Vorderbei, dann das linke Hinterbein und schlussendlich das linke Vorderbein. Man hört also im Schritt vier Hufschläge pro Schritttakt. Idealerweise tritt das Pferd mit jedem Bein gleich weit nach vorn, sodass der Hinterhuf in die Spur des jeweiligen Vorderhufes tritt.

 

 

Der Viertakt Schritt

Nun meine Frage – was möchtet ihr mit dem treibenden Schenkel im Schritt erreichen? Ich denke, dass euer Pferd schwungvoller im Schritt vorwärts schreitet. Hierzu müsst ihr mit eurem Schenkel die Hinterhand des Pferdes aktivieren weiter nach vorn zu fußen. Dies könnt ihr nur in dem Moment erreichen, wo das Pferd abfußt. Das heißt, wenn das Pferd rechts hinten abfußt kommt in dem Moment euer Schenkel im Einsatz, der den Pferd den Impuls gibt weiter vor zu treten. Somit treibt ihr immer einmal rechts, einmal links im Schritt. Allerdings soll dies kein Schenkelklopfen werden – zum richtigen Treiben vom Bein werde ich euch noch berichten.

Probieren und hineinfühlen

Einen guten taktmäßig reinen Schritt zu reiten zählt meines Erachtens zu den schwersten Dingen der Reiterei überhaupt. Viele sehen das Schrittreiten als langweilig oder als nötige Aufgabe zum Reiten, allerdings sehe ich gerade den Schritt als anfängliche Herausforderung. Gerne komme ich zu euch vor Ort und gebe euch Reitunterricht oder organisiere einen Kurs – näheres auf www.patricia-mayerhofer.at