Jetzt mögen viele aufschreien, mich wohl verurteilen, oder sonstiges. Aber ich habe schon viel in meinen Leben versucht. Und habe auch schon mit 3,5 Jahren das Glück auf dem Rücken der Pferde erleben dürfen. Nicht ganz wollte ich das wahrhaben – alle Kinder fuhren Fahrrad, ich ritt meine Pferde – komisch? Nein, für mich war das ganz normal, mein Leben eben. Natürlich suchte ich auch nach anderen Sportarten, stellte mir selbst immer wieder die Frage, was es sonst noch schönes gäbe, als auf einem hohen Ross zu reiten. Doch ich fand – bis heute – keine Antwort. Ist auch besser so. Denn vergleichen wir andere Sportarten mit dem Reiten, so ist es nicht schwer, dass Reiten etwas mehr erfordert, als bloß am Pferd zu sitzen. Die gängige Meinung ist ja ohnehin, dass ein Reiter ja nichts machen müsse, denn er sitzt bloß am Pferd. „Was ist da bitte anstrengend, du tust ja nichts“, und vieles mehr musste ich von Laien immer wieder hören. Dies hat mich lange Zeit aufgeregt und auch beleidigt, denn mein Lebenssport wurde in Frage gestellt. Doch heute sehe ich das ganze anders: sollen die Leute nur reden, sie haben ja ohnehin keine Ahnung davon.
Reiten erfordert neben der körperlichen Fitness auch noch geistige Leistungsfähigkeit. Ein Zusammenspiel aus Körper und Geist also, welches stets abgestimmt auf das Pferd ist. Feingefühl, Einfühlvermögen, Körperbeherrschung, Ausdauer, und vieles mehr muss ein Reiter beherrschen um mit seinem Vierbeiner zu harmonieren. „Kommandos“ die aus richtig und ideal-dosierten Zügel-, Gewichts-, Schenkel- und gegebenenfalls Stimmhilfen bestehen, kombiniert durch geistige Awareness. Das liebe Leute, nur das ist Reiten. Ein Reiter muss wissen zu welchem Zeitpunkt er welche Hilfe in welcher Art und Dosierung einsetzt, keine einzige Hilfe klappt ohne sich einer anderen Hilfe zu bedienen. Ein exaktes Zusammenspiel ist hier erforderlich. Und darüber hinaus muss der Reiter in Balance sitzen, achten, dass das Becken in der Bewegung mitschwingt und das Pferd in der Bewegung nicht blockiert. Ebenso sind die Hände und Beine ruhig zu halten, um das Pferd nicht zu stören. Klingt kompliziert – ist es auch!
Es kann vorkommen, dass das Pferd – wie wir Menschen auch – nicht jeden Tag gleich tickt. Auch das muss der Reiter, neben der eigenen nicht konstanten Verfassung, berücksichtigen. Wie sonst könnte ein Reiter mit einem durchschnittlichen Gewicht von 65 kg ein Pferd mit durchschnittlich 500 kg bewegen, lenken, halten, laufen lassen – wie das nun Laien sagen würden. Wie weiß das Pferd, was der Reiter zu einem gewissen Zeitpunkt haben möchte? Läuft es nicht automatisch so? – beim Autofahren fährt das Auto ja auch, wenn man das Gaspedal betätigt. Tja, liebe Leute – Pferde sind keine Autos oder sonstige Gegenstände, sowie Reiten auch nicht nur bloßes Sitzen am Pferd ist! Pferd und Reiter sind ein harmonierendes Team, die non-verbal dennoch zu kommunizieren scheinen. Natürlich bestätigen hier Ausnahmen die Regel (so wie bei jedem Sport). Wer nicht trainiert verliert – das gilt auch beim Reiten. Und es bedeutet hartes Training in einem freundschaftlichen, respektvollen und stets kooperativen Verhältnis. Und welche Sportart erfüllt all diese Ansprüche zugleich als der Reitsport? Ich spielte Tennis, Volleyball, Basketball, ging schwimmen und vieles mehr, aber fand darin nicht annähernd das gleiche körperliche und geistige Engagement, welches der Reitsport erfordert.